Monstrous Notion / Monströse Vorstellung

Keller+Kuhn

(translated from the German by Douglas Spangle)


One morning Maag wokes with the notion that all people might be popes. Helpless and without turning the light on, he attempts to work out the consequences. From each window, in every corner, yes, even in Zentral Park, benediction is being given, aimlessly and indiscriminately! Endless murmuring (all in Latin?) is mixed into the world that is already too loud. And what about the women? Will they be allowed to share in giving benediction, or will it all stay the same? Will churches still be necessary, or will everyone reign over his own church, a biship over his own cathedral? Willie over his toolshed in Zentral Park? This concept alone: Willie a pope! Or Teitler, Colonel Lelli, Hermeling. And what about the Ten Commandments? Must they not be immediately revised? Will everyone, arriving in a new land, kiss the ground? Will each be chauffered around in a shell of bulletproof glass, preaching fruitfulness, making the traffic problem insoluble? Everyone will be infallible —

Maag, who is aware of the fact that he takes criticism badly, especially when justified, races at a reckless speed toward the window. Throwing both casement sashes open, he murmurs Latin words, which he never suspected had slumbered inside him the whole time. Q


Eines Morgens erwacht Maag mit der Vorstellung, es seien alle Menschen Päpste. Hilflos und ohne das Licht anzudrehen versucht er, die Konsequenzen abzustecken. Aus jedem Fenster, an jeder Ecke, ja selbst im Zentralpark würde ziel-und masslos der Segen erteilt! Endloses Gemurmel (alles in Latein?) würde sich in die ohnehin schon viel zu laute Welt mischen. Und was wäre mit den Frauen? Dürften sie den Segen mitspenden oder bliebe hier alles beim Alten? Würden Kirchen noch benötigt oder würde jeder über eine eigene Kirche verfügen, der Bischof über seinen Dom, Willi über seinen Geräteschuppen im Zentralpark? Allein schon diese Vorstellung: Willi ein Papst! Oder Teitler, Oberst Lelli, Hermeling. Und wie verhielte es sich mit den zehn Geboten? Müssten sie nicht augenblicklich revidiert werden? Würden alle, wenn sie in einem neuen Land ankämen, den Boden küssen? Würde jeder in einem Gehäuse aus Panzerglas herumchauffiert werden, Fruchtbarkeit predigend, das Verkehrsproblem endgültig unlösbar machend? Jeder wäre unfehlbar —

Maag, der sich der Tatsache, nur schlecht mit Kritik, vor allem gerechtfertigter, umgehen zu können, bewusst ist, stürzt in unangemessenem Tempo, wie ihm später klar wird, zum Fenster. Beide Flügel gleichzeitig aufreissend, murmelt er lateinische Worte, von denen er nicht einmal geahnt hat, dass sie die ganze Zeit in ihm schlummerten. Q